Faszination Wasser

Der Blaue Planet wird die Erde nicht umsonst genannt. Den berechtigten Namen hat sie bekommen weil über 70% ihrer Oberfläche mit Wasser bedeckt sind. Die Faszination des Wassers kommt durch vielfältige Gegensätze zum Ausdruck: Wasser kann als raunender Bach oder tobendes Meer auftreten. Regenwolken bestehen ebenso aus Wasser wie der sprichwörtliche Tropfen auf den Stein.

Wasser begrenzt Lebensräume wie z.B. auf einer Hallig in der Nordsee und ist selbst Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Nach den Regenwäldern sind die Wattenzonen der Nordsee oder die Mangrovenwälder Indonesiens die biologisch aktivsten und artenreichsten Zonen der Erde.

Wasser gehört für viele Menschen zum Urlaub, etliche Ferientage werden an den Küsten und Seen verbracht. Gleichzeitig arbeiten jedoch unzählige Menschen auf oder am Wasser wie z.B. auf Bohrinseln oder in der Seefahrt.

Das Meer und viele Seen sind Nahrungsquelle und speziell Eiweißquelle für Millionen Menschen, aber das Meer ist auch die weltweit größte Müllkippe. Von Chemieabfällen bis hin zu Resten aus der atomaren Wiederaufarbeitung wird alles ins Meer oder die Flüsse gekippt. "Aus den Augen - aus dem Sinn" scheint hier der beliebteste Wahlspruch zu sein.

Wo kein Wasser ist, ist kein Leben, immer größere Gebiete der Erde veröden durch eine schleichende Ausdehnung der Wüstengebiete. Leben ist hier auf die geringsten Vorkommen von Wasser angewiesen. Aber auch zuviel kann zum Problem werden "Bangladesh" und "Jahrhunderthochwasser" sind Schlagworte für alle Folgen die aus Veränderungen des Wasserhaushaltes für einzelne Zonen der Erde stehen.

All diese Dinge sind landläufig bekannt. Über viele Themen hören oder sehen wir täglich Berichte in den Medien. Doch für die meisten von uns ist Wasser nur das, was im Trinkglas, aus der Dusche oder dem Gartenschlauch immer zur Verfügung steht.

Instinktiv bedeutet Wasser für uns einiges mehr. Die ersten 9 Monate unseres Lebens verbringen wir umgeben von einer schützenden Hülle aus Fruchtwasser. Noch im Alter erwarten wir uns Linderung durch Wasser nach Pfarrer Kneipp. Doch auch im Altertum war Wasser schon von großer Bedeutung. Die meisten Naturvölker haben unter anderem einen Wassergott verehrt und in extra gebauten Tempeln mit Opfern um ständige Versorgung mit dem notwendigen Lebensmittel gebeten.

Bis heute wird bei der Taufe mit Wasser die Aufnahme in die christliche Glaubensgemeinschaft vollzogen. Inzwischen wissen wir einiges mehr vom Wasser, und sind trotzdem kaum in der Lage den richtigen Umgang mit dieser Ressource zu pflegen.

Rein physikalisch sind drei Aggregatzustände unterscheidbar. Doch die für das Leben auf der Erde wichtigste Unterscheidung ist die in Salz- und Süßwasser. Etwa 97,4% der weltweiten Wassermenge sind Salzwasser, und den Menschen und viele Tier- und Pflanzenarten damit unbrauchbar. Von den restlichen 2,6% sind ca. 2% dauerhaft im Eis der Gletscher und Polkappen bzw. der Atmosphäre gebunden. Von der unvorstellbaren Wassermenge von 1.348.000.000 km³ sind letzendlich sind nur 8.062.000 km³ als Lebensmittel nutzbar.

Der weltweite Wasserkreislauf gehört zum Grundwissen an unseren Schulen. Wasser wechselt ständig zwischen den drei Aggregatzuständen und ist in einem dauernden Kreislauf gebunden. Dieser umfaßt die Berggletscher ebenso wie die Monsunwolken Asiens, die Flüsse Europas wie den Indischen Ozean.


Die hierbei bewegte Wassermenge ist mit 500.000 km³ jährlich geradezu gigantisch, und würde die gesamte Erdoberfläche mit ca. 1m Wasser bedecken.

Doch was immer wieder vergessen wird ist, daß alle Stoffe die nicht oder nur schwer abbaubar sind, mit bzw. vom Wasser in die entlegensten Winkel der Erde transportiert werden. Was einmal in den Kreislauf gelangt ist, ist kaum noch wieder herauszubekommen. Doch die weitaus größere Gefahr geht vielerorts aus der stetigen Übernutzung der vorhandenen Ressourcen hervor. Um den Kohletagebau durchführen zu können werden alljährlich 1.000.000 m³ Wasser aus Tiefen von bis zu 400-500 Metern direkt abgelassen. Ein Gebiet von ca. 3000 km², größer als das Saarland, fällt so im Westen der Bundesrepublik trocken.

Kühlwasser für die Energieerzeugung

 Bild von Bruno auf Pixabay

Als Kühlwasser für die Energieerzeugung wird mit 28,8 mrd. m³ jährlich vier mal soviel Wasser verbraucht wie in den bundesdeutschen Haushalten. Im Normalfall werden die Flüsse dabei zwar nur "unwesentlich" erwärmt, doch dies reicht in vielen Fällen zu einer Verschiebung der Arten aus. Auch wenn die Haushalte nur den kleineren Teil der o.g. Menge verbrauchen, mit 130 l pro Kopf und Tag Wasserverbrauch liegt die Bundesrepublik im knapp unter dem europäischen Mittel von 140l. Bei näherer Betrachtung der Aufteilung wird klar, daß weniger als 30% des täglichen Wasserbedarfs Trinkwasserqualität haben müßte.
Die Ressource Wasser

Haushalt

Für den Garten oder die Toilette würde sogenanntes "Grauwasser", grob gereinigtes Regenwasser, durchaus reichen. Doch unklare bzw. bewußt komplizierte Gesetze machen die Nutzung nahezu unmöglich, auf jeden Fall aber unwirtschaftlich.



Zu dem immensen Verbrauch kommt noch eine schleichende Vergiftung der Wasserressourcen. Ein Großteil der Stoffe wird direkt über Böden und Luft in den Wasserkreislauf eingetragen. Neben dem Straßenverkehr und der Verbrennung fossilier Energieträger ist ein Hauptverursacher die Landwirtschaft. Durch die Ausbringung von Gülle werden nach neuesten Schätzungen bis zu 50% der Gesamtstickstoffemissionen in Deutschland verursacht. Die gelöste Form des Stickstoffes erleichtert ein Entweichen in die Atmosphäre oder Ausschwemmen mit Regen. Mehr als 70% der als Düngemittel ausgebrachten Stickstoffemenge verbleiben nicht lange genug im Wurzelbereich der Pflanzen um von diesen aufgenommen zu werden. Hinzu kommen weitere Bestandteile z.B. in Form von Schwermetallen.

Pestizide in der Landwirtschaft

Ein weiteres Problemfeld der industrialisierten Landwirtschaft ist der immense Pestizidverbrauch. Seit etlichen Jahren werden jährlich bundesweit 30.000t "Pflanzenschutzmittel" ausgebracht. Die auf inzwischen rund 250 Wirkstoffen basierenden Mittel sind schwer abbaubar und teilweise nervenschädigend oder krebserregend.

Pestizide im Wasser

Einige dieser Stoffe sind aus diesen Gründen in der Vergangenheit zumindest in Deutschland verboten worden. Trotzdem fertigen deutsche Firmen weiterhin für den Einsatz im Ausland. Ihre biologische Beweglichkeit läßt sich sehr gut an DDT aufzeigen. Obwohl es in der Antarktis niemals eingesetzt wurde, sind bei Messungen an Pinguinen erhebliche Mengen im Fettgewebe festgestellt worden.

Unabhängig von der Umweltverträglichkeit sind inzwischen immense Kosten zur Entfernung von Pestizidresten aus dem Trinkwasser aufzubringen. Ist das Pestizid schon für geringe Kosten zu haben, so schlägt die Reinigung pro Kilogramm schon mit mehreren tausend DM zu Buche. Hinzu kommt, daß nur für ca. 40 der genehmigten Stoffe eine funktionsfähige Nachweismethode existiert. Zur Pestizid Problematik gehören neben der Landwirtschaft auch die privaten Anwender um z.B. Garagenwege freizuhalten als auch die Deutsche Bahn AG. Erst nach längeren Streitigkeiten hat die DB auf den weiteren Einsatz von Diuron - einem Blattherbizid - verzichtet um die Gleisstrecken "Unkraut"frei zu halten. Mehrere 100 t Diuronhaltige Pestizide jährlich hatten zu Grenzwertüberschreitungen in gleisnahen Brunnen geführt. Für die DB AG war und ist bis heute allerdings kein Zusammenhang erkennbar.


Aber nicht nur das Wasser ist davon betroffen. Weltweit wird von ca. 385mio Fälle von Vergiftungen jährlich, davon mehr als 11.000 tödlichen Verletzungen, durch falschen Umgang mit Pestiziden ausgegangen. Mehr als 2/3 dieser Geschädigten leben in der Dritten Welt.

Abwasser

Doch nicht nur die Landwirtschaft oder Industrie verschmutzen unser Trinkwasser. An vielen Stellen werden relativ kopflos Mittel in die Umwelt gebracht, deren Folgen und besonders die Folgen von Durchmischungen unbekannt sind. Mehrere hundert verschiedene Haushaltsreiniger sind auf dem Markt. Lack und Farbreste, Shampoos und sonstige Mittel werden im allgemeinen über die Kanalisation "entsorgt". Doch das Bild ist trügerisch. Selbst wenn Kläranlagen in der Lage wären alles was nicht in den Wasserkreislauf gehört herauszufiltern, kommt nicht alles dort an wo es hingehört.

 Bild von Mar auf Pixabay

Nach aktuellen (Transforming Cities 2020) Untersuchungen sind knapp 20% unseres Kanalsystems marode und bedürfen einer dringenden Reperatur. Auch wenn viele Verwaltungen inzwischen reagiert haben, wird sich diese Aufgabe noch etliche Jahre hinziehen.

Gerade beim Wasser ist der Streit um Grenzwerte entbrannt. Da kaum Langzeitstudien existieren und eine Gesundheitsgefährdung derzeit nicht ausgeschlossen ist, fordern Umweltschützer schon seit langem eine Verringerung der bestehenden Grenzwerte. Dies läuft allerdings den Wünschen der Hersteller zuwider. Letztendlich zeigt sich, daß die festgelegten Grenzwerte innerhalb nationaler und internationaler Vorgaben von wissenschaftlichen Empfehlungen bis zu 100% abweichen (z.B. Nitrat).

Weiterhin können diese in vielen Fällen nicht oder nur mit großem Aufwand eingehalten werden können. So sind in über 30% der Rohwässer in Deutschland inzwischen Nitratbelastungen die den Grenzwert von 50 mg, und teilweise ein vielfaches davon, überschreiten. Die vielen noch bekannte Hauswasserversorgung wird in den nächsten Jahren in Anbetracht der steigenden Verschmutzung sicherlich immer weiter verschwinden. Schon heute fügt sich die Wasserversorgung nicht mehr so in das natürlicher Landschaftsbild wie wir es von früheren Kulturen bewundern können. Wasserversorgung heißt heutzutage mehrfaches durchmischen verschiedener Wässer. Immer weiteres Vorstoßen in Tiefe Grundwasserzonen und verschiedene Versuche den Boden als natürlichen Filter zu verwenden.

Wasserschutzgebiete dienen dem gleichen Zweck wie die Entnahme von Uferfiltrat. Die Verweildauer des Wassers im Boden wird verlängert und somit entsteht ein längerer Zeitraum zum Abbau von organischen Substanzen. In der Hoffnung das alles andere im Filter des Bodens verbleibt, werden die Strecken nach Tagen Fließdauer bestimmt. Doch das Prinzip ist auch schon an den natürlichen Grenzen angekommen. Wasserwerke sind inzwischen hochtechnisierte Fabriken, die in bis zu 14 Reinigungsstufen Wasser durchmischen, aufbereiten, entkeimen, Schwermetalle und Pestizide ausfällen und was sonst noch alles von Nöten ist.

Trotzdem reichen die Ressourcen vielerorts schon lange nicht mehr aus. Großstädte, in der Regel sämtlichst an Flüssen gelegen, beziehen ihr Trinkwasser über hunderte Kilometer aus fernen Regionen als Fernwasser. Die schleichende Entwässerung ist nur an wechselnden Arten, Bodenveränderungen, durch das Absinken des Grundwassers und Versiegen einzelner Quellen erkennbar und wird gemeinschaftlich ignoriert.

"Wer Brunnen oder Wasserbehälter ... vergiftet oder denselben Stoffe beimischt, von denen bekannt ist, daß sie die Menschliche Gesundheit zu zerstören geeignet sind, ... wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ... bestraft." (§ 319 StGB).

Entgegen diesem Gesetzestext werden "Brunnenvergifter" heute mit viel zu niedrigen Geldstrafen bestraft, die immer noch billiger sind, als wirksame Maßnahmen zum Schutz und zur Verringerung des Verbrauchs zu finanzieren.

Aktiver Wasserschutz

An einigen Stellen hat jedoch inzwischen ein Umdenken begonnen. Die hier vorgestellten Methoden sind nicht nur umweltverträglicher sondern sparen den Betreibern in aller Regel auch Kosten. Anstatt Straßenbahngleise z.B. mit großem Pestizidaufwand sauber zu halten, sind Möglichkeiten entwickelt worden, die Bereiche mit Gras zu bepflanzen. Eine aufwendige Reinigung erübrigt sich, und das Bild wirkt um einiges ansprechender, als vorherige Varianten. Ein weiteres Positivbeispiel ist die mechanische Reinigung von Wegen und Plätzen. Auch hier sind Pestizide durch andere Methoden abgelöst worden. Mit einer einfachen Bürste können die entsprechenden Reinigungsarbeiten umweltverträglicher und kostengünstiger durchgeführt werden.

Die Faszination Wasser beinhaltet, wie schon anfangs gesagt, immer zwei Seiten beim Umgang mit Wasser. Besonders der zweite und größere Teil des Vortrages hat erhebliche Mißstände gezeigt. Um im Jargon des Wassers zu bleiben: Die sprichwörtlichen dunklen Wolken sind an vielen Stellen in unserer Umwelt zu erkennen. Auch wenn andere Probleme derzeit berechtigterweise mehr in den Vordergrund rücken, sollte besonders der Schutz des Wassers jedem Einzelnen am Herzen liegen.

Das es auch andere Wege gibt, habe ich mit zwei Beispielen verdeutlicht. Zu nennen wären noch einige andere wie z.B. die Vermeidung von Einwegflaschen. Eine steigende Akzeptanz des ökologischen Landbaus hilft die riesigen Mengen von Dünger, Gülle und Pestiziden einzusparen.

Forschung für mehr Ökolandbau

Dies alles hängt von uns, von Ihnen persönlich ab. In meinen rechtfertigen die Probleme, aber auch die Möglichkeiten, unterschiedliche Arten etwas für das Wasser zu tun. Einmal sind Banner und medienträchtige Aktionen, ein anderes Mal aber Ausstellungen, Multivisionen oder Diavorträge das geeignete Mittel.